Freiheit

Von der Barriere zur Freiheit

Der Begriff „Barrierefreiheit“ mag zuerst an Menschen im Rollstuhl denken lassen. Aber er bedeutet viel mehr als nur Treppenrampen oder Aufzüge. Barrierefreiheit betrifft auch Eltern mit Kinderwagen, Leute beim Einkaufen oder Spazierengehen. Wir müssen Barrieren in Gebäuden, in der Kommunikation und im Internet abbauen.

Beim Fehlen der Barrierefreiheit werden Menschen ausgegrenzt, weshalb sie in der Folge nicht an der Gesellschaft teilhaben können. Dieses Beseitigen von Barrieren trägt zur Gleichstellung Aller bei. Barrieren können aber nicht nur hinderlich sein, denn sogar künstlich geschaffene Barrieren, wie z.B. Balkongeländer, geben Personen eine Hilfestellung, indem sie diese z.B. vor Abstürzen bewahren. Mit Blick auf die alternde Generation sind Barrieren vielmehr aber als Hindernis zu sehen, da sie die Bewegungsfreiheit und Selbstständigkeit im Alltag einschränken, wodurch Personen zunehmend unfreier werden. Nachstehende Grafik ist als Denkanstoß zu sehen und zeigt gleichzeitig auf, wie der Begriff der Barrierefreiheit aus anderen Perspektiven betrachtet werden kann. Dazu wurde der Begriff zur Veranschaulichung in die Einzelwörter „Barriere“ und „Freiheit“ aufgebrochen:

Barrierefreiheit

Weitere Aspekte, welche die Barrierefreiheit betreffen, aber in der o.a. Grafik nicht näher ausgeführt wurden, werden hier der Übersicht halber in kleinem Rahmen ergänzt: Barrierefreies Bauen mitsamt sichtbaren/wahrnehmbaren Orientierungshilfen, barrierefreie Kommunikation und Informationsaustausch mit Ämtern und Behörden und barrierefreie Webseiten bzw. Onlineshops. Barrierefreiheit ist heutzutage kein Randgruppenthema mehr, vielmehr ist es eine existenzielle Gesellschaftsaufgabe für Prävention und Nachhaltigkeit. Der Mehrwert, welcher durch Barrierefreiheit entsteht, ist also nicht nur für die Bedürfnisse Einzelner ausgelegt. Vielmehr resultiert ein Nutzen auch in einer gesamtgesellschaftlichen Interpretation, indem Instrumente wie der soziale Wohnungsbau, Beratungsprogramme zum Wohnen im Alter sowie Beratung beim Hausbau durch eine bewusste Reduzierung von Barrieren dazu beitragen können, eine gezielte und nachhaltige Teilhabe für die breite Masse vorzubereiten.

Dabei müssen die Themen nicht einmal explizit wie eingangs erwähnt auf einen Rollstuhlfahrer oder Rollator-Nutzer bezogen sein, auch am Beispiel einer Mutter mit Kinderwagen beim Einkaufen oder beim Flanieren in der Stadt wird sichtbar, in wie vielen Situationen dieses Thema der Barrierefreiheit an Relevanz bekommen wird. Ein weiteres Beispiel sind barrierefreie Sanitärräume in öffentlichen Gebäuden. Diese müssen so gestaltet sein, dass diese von möglichst allen Menschen problemlos zu nutzen sind – seien es Rollstuhlfahrer, Rollator-Nutzer oder Eltern mit Kinderwagen.

Dass Barrierefreiheit auch einen positiven Nebeneffekt hat, zeigt sich an der Imagestärkung einer Institution, eines Geschäftes oder eines Einkaufszentrums, da das Angebot eines barrierefreien „Betreten Könnens“ dadurch für viele eine Aufwertung des damit verbundenen Unternehmens mit sich bringt. Sowohl öffentliche Einrichtungen oder Unternehmen, die neben ihren Räumlichkeiten, auch den Onlineauftritt barrierefrei und einfach zu verstehen gestalten, profitieren letztlich davon. Folglich zeigt sich auch, dass Unternehmen, die dies berücksichtigen auch soziale Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen.

 

Ergebnisse von Interviews mit unseren Kunden

Personen mit eingeschränkter Mobilität haben oft Schwierigkeiten beim Zugang zu ihren Wohnungen bzw. zu deren Haus und müssen daher auf Hilfsmittel zurückgreifen. Öffentlich zugängliche Bereiche stellen oftmals große Anstrengungen beim Betreten dar. Dazu zählen z.B. der Zustieg zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Gebäuden und öffentlichen Räumen, sollten keine ebenerdigen Eingänge oder Rampen vorhanden sein. Treppen, enge Türen und unebene Böden/Gehsteigkanten zählen auch zu den Problemverursachern. Wenn es zu viele Hindernisse wie z.B. Müllcontainer, falsch geparkte PKW oder Baustellen gibt, erschwert dies ein Fortkommen ebenso. Das Fortbewegen dieser Personengruppe ist oft mit schnellerer Erschöpfung verbunden, dadurch wird noch zusätzlich erschwert, längere Strecken zu gehen. 

Folgende Aussagen unserer interviewten Kunden konnten betreffend baulicher Hindernissee oder Barrieren ausgewertet werden:

  • Stufen beim Zugang zum Haus
  • Treppenaufgang im Haus
  • Badewanne
  • Zu wenig Platz im WC, wenn ein Rollstuhl nötig wäre
  • Unebene Terrassenplatten und Teppiche
  • Steile, schmale und hohe Stiege ins Schlafzimmer
  • Schmale Türen (teils unter 80cm)
  • Ein- und Ausstieg beim Auto

Treppenaufgänge beim Zugang zum und im Haus können ebenfalls Probleme bereiten, besonders wenn es keine alternativen Zugangswege gibt – oder, wenn keine Treppenlifte oder Rampen verfügbar sind. Hindernisse können es für Personen mit eingeschränkter Mobilität unmöglich machen, ihre Wohnung zu betreten bzw. zu verlassen, weshalb diese oft kleinen Schwierigkeiten ihre Unabhängigkeit und Lebensqualität beeinträchtigen:

„Früher hat man das nicht gesehen, wenn wo eine Stufe war. Jetzt ist schon eine Stufe ein Hindernis. Also das ist schon ganz oft.“

„(…) das ist die steile, schmale und hohe Stiege, weshalb ich einen Treppenlift habe.“

Selbst Teppiche und schmale Türen stellen für ältere Personen oft eine zusätzliche Verschlechterung dar. Schmale Türen erschweren das Durchkommen von Rollstühlen oder Rollatoren. Eine weitere Stolperfalle sind unebene Terrassenplatten – es reicht ein geringer Höhenunterschied ­– bereits kleinste Unebenheiten führen zu Unsicherheiten, weshalb diese für Ältere als schwer begehbar empfunden werden.

„(…) bei den Teppichen stolpere ich, weil ich so niedrig gehe. Dann komme ich mit dem rechten Fuß unter den Teppich und dann falle ich hin.“

„(…), weil einfach die Platten so uneben sind, da ist oft ein halber Zentimeter ein Problem. Da falle ich sonst zusammen.“


Als Hindernisse und Barrieren, die außerhalb der gewohnten Umgebung – also im öffentlichen Raum – nennenswert sind, wurden von unseren Kunden folgende Punkte genannt:

  • Querung von Hauptstraßen, um den Radweg zu erreichen
  • Baustellen, die nur mit Brettern gesichert sind
  • Bordsteinkanten, da sie nur an einigen Stellen abgeflacht sind
  • Geländer und Haltemöglichkeiten auf öffentlichen Plätzen fehlen
  • Zu wenig Behindertenparkplätze und barrierefreie öffentliche Toiletten

Die Querung von Hauptstraßen, kann für Personen mit körperlichen Einschränkungen bzw. auch für Personen mit (mobilem) Hilfsmittel ein großes Hindernis darstellen. Denn das Queren von Straßen allgemein, im Besonderen ohne Ampelregelung oder Fußgängerübergänge, trägt ein hohes Gefahrenpotential in sich, da Ältere oftmals schlechter hören und über längere Reaktionszeiten verfügen als Jüngere. Auch provisorisch gesicherte Baustellen (z.B. ein bloßes Abdecken der Gefahrenquelle mit Brettern), können in gleicher Weise Probleme bereiten, denn jedes Passieren – sei es zu Fuß, mit Rollstuhl oder Rollator – birgt ein erhöhtes Risiko für Stürze. Weiters sind Bordsteinkanten, die nur an einigen Stellen abgeflacht sind, ein Hindernis, da sie uneben und schwierig zu überwinden sein können:

„(…) bei einer Baustelle, wenn irgendwo Bretter drüber liegen. Oder, wenn eine Grube ist, da kommt man auch nicht drüber mit dem Rolli. Und ja, die Bordsteinkante ist immer ein Thema. Manchmal passen sie, manchmal sind sie höher (…).

Das Fehlen von Geländern und Haltemöglichkeiten auf öffentlichen Plätzen ist ein weiteres Problem. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn die Befragten angeben, sie hätten teils Schwierigkeiten, sich auf öffentlichen Plätzen sicher und stabil zu bewegen:

„Es ist oft auf großen Plätzen (…) ein Problem wie komme ich da rüber, wo kann ich mich anhalten. Es müsste eine Lösung mit den älteren Menschen gesucht werden, nicht nur, dass die Jungen sagen: Macht man halt irgendwo ein Geländer.“

Vielerorts fehlende Behindertenparkplätze erschweren die Erreichbarkeit des Zielortes. De facto sind längere Wege zu bewältigen, oder schlimmstenfalls das Ziel gar nicht zu erreichen.

„Und ja ich merke es schon, dass ich schnell einmal müde werde. Dass das Gehen einfach anstrengend wird. Beim Einkaufen oder so, also geh ich fast gar nicht mehr einkaufen.“

„(…) genauso wie beim Hausarzt, der hat auch keinen Behindertenparkplatz.“

Öffentliche Toiletten, die manchen Personen den Zugang erschweren, wurden von den Interviewten häufiger genannt. Diese sind u.a. oft nicht barrierefrei oder nicht rollstuhlgerecht ausgestattet. Nicht nur ältere Personen oder Rollstuhlfahrer sind von dem Problem betroffen, sondern auch Eltern mit Kinderwagen.

„Es ist natürlich eine Kostenfrage, das ist klar (…) jede Mutter hat ein Problem, wie drehe ich den Kinderwagen oder wie führe ich jemandem mit einem Rollstuhl, wenn ich die Stufe hinunterkommen will.“

„Ich kann in kein Theater mehr. Weil meistens, wenn es die Möglichkeit gibt, ebenerdig in eine Toilette zu kommen, muss man vorher zuerst über die Stiege hinunter und unten ist die Toilettenanlage.“

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass bereits kleinste Unebenheiten wie bspw. ein Teppich oder unebene Fliesen ein Hindernis darstellen können. Auch Barrieren, die für jüngere Menschen offensichtlich nicht als solche erkannt werden (z.B. schmale Türen, fehlend abgesicherte Fußgängerübergänge oder zu wenig Behindertenparklätze), sollte mehr Beachtung geschenkt werden.

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